Sechzig bis achtzig Mal in der Minute schlägt das Herz eines gesunden Menschen und verteilt so lebensnotwendige Stoffe, wie Sauerstoff oder Nahrungsbestandteile im Körper. Wenn die Impulse, die das regelmäßige Schlagen des Herzens anstoßen, ausgefallen sind oder der Rhythmus durcheinander geraten ist, dann ist es notwendig regulierend einzugreifen.
Grundsätzlich kommen zwei Patientengruppen für einen Defibrillator in Frage:
Wenn das Herz zu schnell schlägt, liegt dies zumeist daran, dass aufgrund einer Herzerkrankung Zellinseln entstehen. Unabhängig von den Impulsen des herzeigenen Schrittmachers (Sinusknoten) entwickeln diese ein Eigenleben und fangen plötzlich an, dem Herz ihren viel zu schnellen Rhythmus aufzuzwingen. Je nach Herzfrequenz unterscheidet man drei Formen:
Die Zellinseln, die eine zu schnelle Herzschlagfolge verursachen, können sowohl im Vorhof als auch in den Herzkammern liegen. Daher unterscheidet man zwischen:
Der implantierbare Cardioverter – Defibrillator wird bei den Patienten mit tachykarden Rhythmusstörungen, die ihren Ursprung in der Kammer haben, eingesetzt.
Ein zu schneller Herzschlag (tachykarde Rhythmusstörung) kann entweder mittels EKG, Belastungs-EKG, Langzeit-EKG und/oder einer speziellen Herzkatheteruntersuchung (elektrophysiologische Untersuchung mit programmierter Stimulation des Herzens) diagnostiziert werden. Für die Diagnose eines erhöhten Risikos für den plötzlichen Herztod kommen eine Echokardiographie und/oder eine Herzkatheteruntersuchung in Frage, die einer genauen Auswertung bedürfen. Ihr behandelnder Arzt informiert Sie gern ausführlich darüber.
Die Operation erfolgt in nahezu allen Fällen in Vollnarkose, da die Patienten oft an einer schweren Herzkrankheit leiden. Dafür ist ein kurzer stationärer Aufenthalt von einigen Tagen notwendig. Eine ambulante Implantation ist die Ausnahme. Das Operationsrisiko dieses Eingriffs ist höher als bei der Herzschrittmacherimplantation und liegt schätzungsweise bei etwa ein bis zwei Prozent.
Über einen etwa 4 bis 5 Zentimeter langen Hautschnitt unterhalb des rechten Schlüsselbeins wird eine Vene gesucht, die zum Herzen hinführt. Durch diese werden entweder ein oder zwei Sonden bis an eine geeignete Stelle im Vorhof oder der Kammer des rechten Herzens eingebracht. Die Sonden sind isolierte Edelstahlleiter, die später den Strom vom Defibrillator-Aggregat zum Herzen leiten.
Danach werden die Sonden vermessen. Zusätzlich wird geprüft, ob das ausgewählte System tatsächlich in der Lage ist, Kammerflimmern mit einem Elektroschock zu beenden. Bei zufriedenstellenden Messergebnissen werden die Sonden dann an das Defibrillator-Aggregat angeschlossen, welches danach unter dem großen Brustmuskel implantiert wird.
Die häufigste postoperative Komplikation ist die unangemessene Schockabgabe, d.h. der Patient erhält einen Elektroschock, obwohl dies nicht nötig ist. Dieses Problem wird nach Angaben der Literatur in bis zu 20 Prozent der Fälle beobachtet. Da die Sonden wesentlich komplizierter aufgebaut sind als die Herzschrittmachersonden treten häufiger Probleme auf. Man rechnet mit Sondenkomplikationen in bis zu fünf Prozent der Fälle. Weiter kann es wie bei den Herzschrittmachern zum Herausfallen der Sonden, zu Störungen der Einheilung des ICD-Systems sowohl im Herzen als auch im Bereich des Aggregats und zur Verletzung des Rippenfells kommen. Ein gut eingesetztes ICD-System spüren die Patienten jedoch kaum.
Nach ca. 4 bis 8 Jahren ist die Batterie des Defibrillators erschöpft und muss ausgetauscht werden. Der Aggregatwechsel, bei dem nur das Gerät, nicht aber die Sonden ausgetauscht werden, kann ambulant durchgeführt werden. Viele Patienten ziehen allerdings für die Operation einen kurzen Krankenhausaufenthalt vor. Auch wir empfehlen einen kurzen Aufenthalt und den Austausch des Aggregats in Vollnarkose.
Die Liste der möglichen Störquellen ist sehr groß, hat aber in den meisten Fällen keine wirkliche Relevanz. Generell zu meiden sind starke elektromagnetische Felder (z.B. Elektrostahlöfen, Elektroschweißen, Senderanlagen). Störquellen im Alltag wie Computer, Handys oder Mikrowellen sind zumeist unproblematisch. Störquellen im medizinischen Bereich sind dem gegenüber häufiger (z.B. Elektroakupunktur oder Reizstrombehandlung) und bedürfen einer genaueren Abklärung.
Bei uns werden pro Jahr etwa 100 Eingriffe durchgeführt. Dabei handelt es sich in etwa drei-viertel der Fälle um Neuimplantationen. Ein Vergleich der Erfolgsrate ist hier nicht möglich, da die Ergebnisse anderer Implantationszentren nicht detailliert erfasst sind.